Neurowissenschaften Dr. Lena Veit

Portrait von Dr. Lena Veit
©Klaus Tschira Stiftung

(geb. 1984) studierte von 2005 bis 2008 Bioinformatik an der Eberhard Karls Universität Tübingen und 2008 bis 2010 Neurowissenschaften an der dortigen Graduate School of Neural and Behavioural Sciences. Die Masterarbeit, die sich damit befasste, wie Zebrafinken ihren Gesang erlernen, schrieb sie am Massachusetts Institute of Technology in Boston. Ihre 2015 mit summa cum laude abgeschlossene Doktorarbeit bei Prof. Dr. Andreas Nieder am Institut für Neurobiologie der Universität Tübingen trägt den Titel “Neural correlates of executive control functions in carrion crows (Corvus corone corone)”.

Seit 2016 forscht Lena Veit in den USA als Postdoc an der University of California, San Francisco, gefördert durch die Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften. In ihrem Beitrag “Spatzenhirn oder gefiederter Affe?” beschäftigt sich Lena Veit mit der neuronalen Grundlage der Intelligenz von Rabenvögeln. Obwohl Raben, Krähen und Elstern keine geschichtete Großhirnrinde besitzen, verhalten sie sich ähnlich komplex und flexibel wie Affen. Lena Veit trainierte Rabenkrähen, am Touchscreen eine Aufgabe zu lösen, die ihre geistige Beweglichkeit auf die Probe stellte und beobachtete, welche neurophysiologischen Prozesse gleichzeitig im Vorderhirn der Vögel ablaufen. Ihre Arbeit liefert Einblicke, wie intelligentes Verhalten im Laufe der Evolution unabhängig voneinander entstanden ist.

Die Vogelflüsterin

Dr. Lena Veit im Gespräch

Für Ihre Doktorarbeit haben Sie Krähen von Hand aufgezogen. Sind diese Ihnen dabei ans Herz gewachsen?

Natürlich. Wenn man, wie ich, mehrere Jahre lang täglich mit denselben zwei Vögeln arbeitet, baut man eine besondere Beziehung zu ihnen auf. Es war einer der schönsten Aspekte meiner Arbeit, diese faszinierenden Tiere aus nächster Nähe kennenlernen zu dürfen.

Sie gehören zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Pro-Test Deutschland, der über den Nutzen von Tierversuchen in der Wissenschaft informiert. Wie kam es dazu?
Im Internet stößt man schnell auf voreingenommene Positionen und Seiten, die mit halbwahren, verzerrten oder gar falschen Informationen Stimmung machen. Meine Kollegen und ich haben in der öffentlichen Debatte vor allem Sachlichkeit und eine wahrheitsgetreue Informationsquelle vermisst. Auf www.pro-test-deutschland.de und in den sozialen Medien versuchen wir, verständliche Informationen bereitzustellen, Missverständnisse aufzuklären und häufige Fragen zu beantworten. Wir wollen über das Thema Tierversuche offen und informiert miteinander reden und freuen uns immer über weitere Fragen – und natürlich über Leute, die mitmachen wollen!

Kann man aus Ihrem Forschungsergebnis Rückschlüsse auf die menschliche Intelligenz ziehen?

Unsere Gehirne ähneln denen anderer Primaten sehr. Aber intelligente Vögel erbringen mit viel kleineren und anders aufgebauten Gehirnen ähnliche kognitive Leistungen wie Affen. Für manche intelligente Verhaltensweise ist unsere Großhirnrinde also keine notwendige Bedingung.

Hier können Sie Dr. Lena Veits Preisträgerinbeitrag lesen.

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